Vom Brot zum Wort des Lebens
Ohne Brot ist unser irdisches Leben nicht vorstellbar. Doch das Brot allein reicht uns nicht, dass wir das Leben in Fülle zu leben. Davon will uns das heutige Fest zu Fronleichnam und die Lesungen des Tages bewusst machen!
Die erste Lesung des Tages aus dem Buch Deuteronomium (8,2-3.14b-16a) versteht die Wüstenerfahrung Israels als Prüfung Gottes. Zuerst wird das Volk durch einen Hunger getestet, durch den es gefügig gemacht werden soll. Doch gleich wird es mit Manna gespeist. Dadurch soll das Volk Gottes geformt werden, bis es erkennt, daß der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund des Herrn hervorgeht. Hier steht das Manna für das Wort Gottes, durch das Gott seil Volk rettet. Im zweiten Teil der Lesung wird das Volk ermahnt, diese Geschichte nicht zu vergessen und nicht hochmütig zu werden.
Wichtigste Aussage des Tagesevangeliums (Joh 6,51-58) ist jene „Ich bin das Brot des Lebens“ Aussage (in Vers 51) Jesu. Auf diese Aussage reagieren die Juden mit der Frage: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ Ihnen war diese Aussage Jesu zu schwer zum verstehen. Jesus als ‚Brot des Lebens‘ will kein ‚Kannibalismus‘ befördern. Jesus als ‚Brot des Lebens‘ steht für sein leben- und Rettungspendendes Leiden und für seinen Tod am Kreuz auf der einen Seite und für die lebendige Worte die er zu seiner Lebenszeit gesprochen hat auf der anderen.
Seit des frühen Christentums wird diese Aussage überwiegend eucharistisch ausgelegt. Wer dem Gebot Jesu beim Letzten Abendmahl („Tut dies zu meinem Gedächtnis“) folgend die Eucharistie feiert, feiert nicht einfach nur sein Gedächtnis, sondern das gesamthafte Heils- und Erlösungswirken Gottes, das unter den eucharistischen Gestalten von Brot (und Wein) präsent wird. Wer an diesem Mahl teilnimmt, hat dann auch Anteil an diesem Erlösungswirken Gottes. „Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit“ so heißt es im Johannesevangelium.
Die Coronakrise die wir gerade mitmachen scheint der Wüstenwanderung Israels ähnlich zu sein. Wie sehr wünschen wir uns, dass diese Zeit von Corona zu Ende geht, die von uns allen einiges an Verzicht abverlangt. Wie bei der Wüstenwanderung vom Volk Israel, so bei der jetzigen Krise von uns wird eine Hungersnot, eine Durststrecke wahrgenommen, die nicht unbedingt nur körperlich ist. Das spüren wir heute. Nicht nur weil in vielen Gemeinden, wie auch bei uns, die Fronleichnamsprozession ausgefallen ist.
Solche Kirsen können uns viel zu schnell aus dem Gleichgewicht bringen. Schwierige Zeiten im Leben, wie wir sie kennen, können schnell zu schwierigen Zeiten im Glauben werden. Wir erinnern uns an die 40-jährige Wüstenwanderung Israels. Da war der Hunger so stark, dass sie sich gewünscht haben, wieder Sklaven zu sein, dafür aber genug Nahrung zu haben. Lieber Unfreiheit als Hungern. Doch ein Zurückgehen nach Ägypten hätte neue Unfreiheit bedeutet.
Doch gerade in solchen Momenten hilft uns nur unser Glaube. Wir dürfen glauben: Jesus, das lebendige Brot, Jesus, der mit uns eins sein will, Jesus, der uns das ewige Leben schenkt, er geht mit uns. Auch wenn wir ihn nicht durch unsere Straßen tragen können, doch ist er in jedem unseren Lebensbreich zu finden. Jesus ist für uns das Brot und er lädt uns ein, ihn zu empfangen. Er schenkt uns Gottes Liebe, Fürsorge und seine Nähe. Versuchen wir, diese erfahrene Liebe und Fürsorge Gottes auch zu unseren Mitmenschen zu tragen! Amen.
Ihr Pfarrer Paul